Ach, ich bin von Kopf bis Fuß auf Flechte eingestellt… ich würde ja zu gerne mal wieder einen weiteren Wiesenhelden aus diesem Stamm kennen lernen... oho, was spüre ich denn da, da muss etwas gelb sein – eine gelben Flechte?!
Hm, wie sie wohl heißt?
„Ich bin eine gewöhnliche Gelbflechte und
gehöre zu den breitlappigen Blattflechten.“
„Ah, ich bin vor einiger Zeit einer Blasenflechte begegnet, sie gehört
ebenfalls zu der Blattflechten-Art. Dann hast du wohl auch keine Haftwurzeln?“
„So ungefähr. Wir wachsen gerne in die Ritzen hinein,
das gibt uns etwas mehr Halt.“
„Wieso bist du gelb, produzierst du diese Farbe?“
„Es kommt ganz darauf an, wo ich wachse. Im Schatten ist meine obere Hautschicht sozusagen dünner, dann schimmert das Grün, der Grünalge durch. Und je sonniger der Ort, umso dicker ist diese Schicht und ich bin dann eher orangefarben. Diese Hautschicht produziert zum Schutz eine bestimmte Art von Kristallen, die einen gelben Farbton haben.“
„Kristalle, wie die von Salzen?“
„Von der Form her ja!“
Interessant: Die Zellen beim Menschen, in der obersten Hautschicht, produzieren einen Farbstoff, der die Haut braun macht und somit den Körper vor zuviel Sonne schützt. Diese Flechte produziert ein Salz, das Gelb ist, und die gleiche Aufgabe hat. - So hat wohl jedes Lebewesen seine eigenen Stoffe und Techniken, um sich vor UV-Strahlung der Sonne zu schützen.
„Was ist das besondere bei deinem Stamm?“
„Nun, wir klammern nicht so, was unsere Ehe aus Pilz und Alge betrifft. Wir müssen nicht ständig zusammen sein, wie manch andere Flechtenart.
Wenn es darum geht, neue Flechten zu machen, also uns
fortzupflanzen, dann trennen wir uns kurzzeitig und
heiraten wir wieder neu - sozusagen.“
„Aber ich denke, die Algen sind so empfindlich,
die könnten nicht allein an Land überleben.“
„Nun, unsere Alge gehört zu denen, die weniger sensibel sind.
So hält sie leichte Trockenheitsphasen besser aus. Und sie
kommt auch mal mit wenig Sonnenlicht gut aus.“
„Wenn ihr euch trennt, wie findet ihr euch denn wieder? Die Welt ist groß!“
„Da lassen wir uns vom Stamm der Hornmilben helfen. Sie leben auf uns, ernähren sich von uns und somit gelangen Teile der Alge und Teile des Pilzes in ihren Körper. Wenn das Futter verdaut ist, scheiden sie es als Kot wieder aus und somit werden die beiden getrennten Teile von einem Kothaufen zusammen gehalten.“
Aha… Hornmilben gehören zu den Spinnentieren. Wie alle Milben sind sie sehr klein und können somit auch als ungewünschte Untermieter auf einer Spinne leben. Allerdings ist der Größenunterschied nicht ganz so extrem wie bei einer Katze und einer Zecke, eher wie bei einer Maus und einer Zecke.
„Einige Flechtenarten sind sehr empfindlich, was die Luftverschmutzung
betrifft. Wie ist das bei deinem Stamm?“
„Wir Gelbflechten sind da nicht ganz so empfindlich, ähnlich
wie bei den Blasenflechten profitieren wir sogar davon.
Besonders von der Überdüngung.
Dieser Stickstoff, der ist ja so was von lecker!
Vor allem dort wo extreme Tierhaltung betrieben wird.
Daher geht es meinem Stamm zur Zeit sehr gut, allerdings
sterben viele andere Arten durch diese für sie sehr
schlechten Umweltbedingungen.“
Oje, wenn ich mir das so überlege… wenn das so weiter geht, würde es am Ende überall nur noch Blasen – und Gelbflechten geben, alles nur grau und gelb. Ui, wollt Ihr
Menschen das? - Wäre das nicht etwas langweilig?
Bis Morgen
Euer Balduin
Wenn Ihr mehr über Flechten wissen wollt:
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