Balduins Sternentraum Teil2

So wie wir Menschen uns gegenseitig Geschichten über Tiere erzählen, erzählen auch die Tierchen im Wiesenreich sich Geschichten über uns Menschen. Als Balduin Rotschleif noch ein winziger Wurm war, hatten ihm die erwachsenen Würmer etliche Geschichten erzählt.

 

Vor allem die Erzählungen, die mit Weihnachten zu tun haben, hatten unserem Wurm schon immer gut gefallen. Sternchen mag unser kleiner Wiesenheld sehr - nur für ihn sind es Glühwürmchen, die hoch oben über dem Boden auf den Grashalmspitzen zu Hause sind.

Ihm gefällt gut, dass die Menschen in dieser Zeit viel achtsamer sein sollen und gerne Lieder singen. Denn den Rhythmus der Musik kann Balduin bis tief in seinen Körper hinein spüren. Für ihn fühlt es sich an, als würde da ein warmes Fließen, einer Wasserquelle gleich, in seinem Herzen erwachen.

Ihr müsst wissen, im Wiesenreich - genauer im Magischen Wiesenreich des Sonnenlandes, sind die Sonnenkinder zu Hause. Sie tanzen stets lustig umher, und wer als Besucher in jenem Land unterwegs ist, wird von ihnen verzaubert und auch mal in einen Wiesenhelden verwandelt. Das kann eine Schnecke sein, ein Grashüpfer oder gar ein Schmetterling.

 

Jetzt aber, da es Winter ist, und unser kleiner Wurm in seinem Kuschelraum schläft und träumt, vermischen sich all die Geschichten, die er teils erzählt bekommen hat und teils selbst erlebt hat. So werden die Sonnenkinder in Balduins Traum zu Sternenkindern. Und diese tanzen nun singend durch die Traumwelt. Mehr noch in Balduins Traum beginnen sie ihm sogar eine Geschichte zu erzählen:

Wir Sterne sind im Weltraum-land Zuhause. Dort wohnen viele Millionen Bewohner. Sie sind genauso verschieden und vielseitig talentiert wie die Wiesenhelden oder gar die Menschen.

Einige von ihnen nennen wir Sterne: Weltraumstein. Denn sie sind nicht wie wir in der Lage selbst zu leuchten.

Bei uns brennt nicht nur unser Innerstes, unser Herz, müsst Ihr wissen, sondern auch unsere Außenhaut – als wären wir ein großes Feuer, das lustig vor sich hin züngelt.

Die Weltraumsteine, deren Herz so hart wie ihre Schale ist, nennen die Menschen Meteore und Asteroiden. Aber einige der Weltraumsteinen können ebenfalls zu leuchten beginnen, sobald sie einen von uns Sternen besuchen. Denn ihr Herz ist etwas ganz besonderes. Es kann durch die Freude entzündet werden.

Wenn das geschieht, beginnt ihnen ein Haarzopf zu wachsen und zu glimmen und sie sehen dann aus, wie eine Fackel, die die Dunkelheit erhellt.

 

Vor langer Zeit wurde ein solch besonderer Weltraumstein in unserem Land geboren. Sein Name ist Weißköpfchen. Die Menschen nennen diese Art der Weltaumsteine übrigens Kometen, und wenn ein solcher Komet ein Haar verliert und dieses im Himmel kurz aufklimmt, so soll diese Sternschnuppe Glück bringen.

Auch Weißköpfchen kannte diese Geschichte. Daher freute er sich schon sehr auf die Zeit, da ihm seine Eltern erlauben würden, auf die große Reise zu gehen.

Der kleine Komet hatte sich nämlich vorgenommen möglichst viel Glück in seinen Haaren einzufangen. Diese wollte er dann an die Menschen weiter geben. Sein größter Wunsch war es, so viel Licht und Freude in die Dunkelheit zu bringen, wie nur irgend möglich.

 

Damit wollte er seinem Großvater nacheifern. Dem Kometen Halley, der vor zweitausend Jahren zur Weihnachtszeit den Heiligen Drei Königen den Weg zur Krippe mit dem Jesuskind gezeigt hatte.

Und genauso wie du, jetzt von uns Sternen träumst, hat auch Weißköpfchen geträumt und konnte es nicht erwarten, dass die Reise endlich los geht.

Der kleine Komet malte sich immer wieder wun-derschöne Geschichten aus und träumte sich so allabendlich in den Schlaf hinein. Bis es eines Tages los gehen sollte und Weißköpfchen auf seine große Reise gehen durfte.

 

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